Waldgeister wieder da
Beim Aufstellen von Gourskis Skulptur dessen Leben gewürdigt
Aus der Offenbach Post vom 28.05.15.
Dietzenbach – Die Holzskulptur „Waldgeisterstamm“ des ukrainischen Künstlers Valeri Gourski steht wieder. Von Matthias Towae
Sie ist gestern unweit ihres vormals angestammten Platzes am Rathaus installiert worden, nachdem sie im Zuge der Sanierung des Verwaltungsgebäudes und unzureichender Standsicherheit im Dezember 2008 demontiert und eingelagert wurde. Gourski verunglückte bei einem Verkehrsunfall 2006 tödlich.
Horst Schäfer, Freund und Förderer Valeri Gourskis, ist sichtlich ergriffen, als er seine Rede anlässlich der Wiedereinweihung und -errichtung des lange Zeit verwahrten Kunstobjekts beginnt: „Es ist ein sehr emotionaler Moment für mich“, ringt Schäfer anfangs um Fassung, seine Stimme stockt dabei einen Augenblick lang. „Fast exakt 20 Jahre ist es her, dass Valeri die Skulptur hier aufgestellt hat.“ Dann jedoch fängt Schäfer sich und fährt mit fester Stimme in seiner prägnanten und doch tiefere Einblicke in die Biografie erlaubenden Laudatio auf seinen verstorbenen Freund Gourski fort. Es ist eine tragische Biografie, die der Kreis aus Sponsoren, Freunden, Amts- und Mandatsträgern zu Gehör bekommt. Gourski, so steht am Ende fest, führte ein bewegtes Leben in ständiger Sorge um dasselbe: Repressionen und Festnahmen waren seine treuen Begleiter. Zu Schulden hat er sich dennoch nie etwas kommen lassen, außer eben sein Anderssein, sein Eintreten für Menschlichkeit und Freiheit und folgerichtig sein Austreten aus der Uniformität totalitärer Systeme. Diese aufrechte Haltung ist ihm von diesen diktatorisch geprägten Regimen stets angelastet, mehr noch zum Verhängnis geworden.
In der Kreisstadt indessen habe er sich gut aufgehoben gefühlt, so Schäfer, mag auch dort nicht alles in gänzlich ruhigen Fahrwassern verlaufen sein. „Was bleibt von Valeri Gourski?“, fragt Schäfer am Ende seiner Würdigung des ukrainischen Künstlers angelangt. Hierzu Schäfer: „Bei Gourski erfolgte Kunst aus der proletarischen Sicht des Erlebten. Der ukrainische Freigeist verstand Kunst als eine Art von Gottesdienst.“
Die Holzskulptur – zirka anderthalb Tonnen schwer und annähernd sieben Meter hoch –, die Gourski 1995 zur 775-Jahr-Feier der Stadt aus dem Stamm einer Eiche geschnitzt hat, stellt Wald- und Märchenmotive dar und stand bis Dezember 2008 neben dem in den Sanierungsvorbereitungen liegenden Rathaus am Zugang des neu angelegten Parkplatzes. Der TÜV Hessen habe seinerzeit die Standsicherheit moniert, da das Holz am Betonfundament verfault war.
Der Stamm ist aufgrund dieser Erfahrung nun mit einer Stahlkonstruktion im Sockelbereich versehen und unterlüftet gegen Staunässebildung. Gehalten wird die Installation zudem mittels dreier im Boden verankerten Streben, die an einer umlaufenden Befestigung im oberen Stammbereich andocken.
Weshalb es so lange gedauert hat, das restaurierte Kunstobjekt der Öffentlichkeit zurückzugeben – immerhin gut sechseinhalb Jahre liegen zwischen dem Abbau und der Wiederrichtung–, beantwortet Detlev Kindel von der Stadtmarketing-Agentur: „Insbesondere in den vergangenen zwei Jahren war dies eine Frage der Finanzierung.“ Seine Kollegin Sandra Homberg, Fachbereichsleiterin für Bau- und Immobilienmanagement, will deshalb betont wissen, dass der Löwenanteil der Kosten in Höhe von 2 235 Euro von den Sponsoren gestemmt wurde, darunter einige Privatpersonen, die Vereine „Für Dietzenbach“ und „Zusammenleben der Kulturen“, der Künstlerkreis, die Volksbank Dreieich sowie die Sparkasse Langen-Seligenstadt.
Überdies habe die Dieburger Firma „Meisterkran“ auf einen Gutteil ihrer Forderung verzichtet, wodurch der städtische Haushalt geschont werden konnte.
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