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Wie Künstler Valeri Gourski unter Sowjet-System litt

Aus der Offenbach Post vom 24.02.2024

Valeri Gourski kam 1954 zu Zeit der Sowjetunion in Kowel in der heutigen Ukraine zur Welt. Aufgrund seines Glaubens sowie als Kunstschaffender hat er zeit seines Lebens unter staatlichen Repressalien gelitten. Er floh zunächst nach München und kam später nach Dietzenbach.

Dietzenbach – Der Ukrainer Valeri Gourski hat sein bewegtes Leben in Kunstwerken festgehalten. Er wurde 1954 zu Zeiten der Sowjetunion in Kowel in der heutigen Ukraine geboren. Als Mitglied der Pfingstler-Gemeinde und Kunstschaffender habe er zeit seines Lebens unter staatlichen Repressalien, gelitten, wie Horst Schäfer erzählt. Der ehemalige Richter hat Gourski 1995 nach Dietzenbach geholt.

Seine Interpretationen des sowjetischen Überwachungsstaats hat Gourski in einer bedrohlichen Szene auf der Leinwand festgehalten (auf dem Foto oben das Kunstwerk links). Zu sehen ist ein Straßenzug, an dem beiderseits Hochhäuser empor schießen. Aus jedem Fenster schauen argwöhnisch die Bewohner. Um die Häuserecken lugen überdimensioniert die Agenten des Komitees für Staatssicherheit (KGB). Über allem ragen die Türme des Kremls. „Gourski hat Kunst und Politik verwoben“, sagt Horst Schäfer.

Dem Staat war Gourski nicht nur aufgrund seines Glaubens und seines Freigeistes ein Dorn im Auge. Der gelernte Holzbildhauer verweigerte den Wehrdienst. Zur Strafe musste er an der Errichtung des Kernkraftwerks in Kursk mitarbeiten. Auch sonst leistete er Widerstand.

Valeri Gourski erhält Aufenthaltsrecht als Künstler

Gourskis Situation in der Sowjetunion verschlechterte sicht. Es kam zum Streit mit der Pfingstler-Gemeinde, der die Scheidung von seiner Frau Lidia nach sich zog. Jeglicher Perspektive beraubt floh er 1990 nach München.

Auch dort sei er mit dem Staat in Konflikt geraten, wie Horst Schäfer erzählt. „Er hat keine einwandfreien Papiere gehabt.“ So wurde Gourski als Straßenkünstler von der Polizei festgenommen und für drei Wochen in Abschiebehaft genommen. Auch diese Erfahrung hält er auf der Leinwand fest und gibt dem Werk den Titel „Der Stempel“. Denn er habe sich ebenso in Deutschland als Künstler abgestempelt gesehen, wie Schäfer erläutert. Im Anschluss an seine Verhaftung habe er einen Asylantrag gestellt, dieser sei jedoch nach viereinhalb Jahren abgelehnt worden. Schäfer selbst erfährt aus der Süddeutschen Zeitung von Gourski. In einem Artikel ist zu lesen, dass der Künstler eine letzte Ausstellung habe. Schäfer reist nach München und holt den Ukrainer nach Wiesbaden für eine Ausstellung. Später überredet er ihn, nach Dietzenbach zu kommen. Mit dem mittlerweile verstorbenen Kommunalpolitiker Peter Gussmann (SPD) erreicht er, dass Valeri Gourski ein Aufenthaltsrecht als Künstler bekommt. „Das immer auf ein Jahr begrenzt war“, wie Schäfer sich erinnert.

Ukrainischer Künstler kommt bei Autounfall ums Leben

In der Kreisstadt fertigt der Kunstschaffende den Waldgeisterstamm, der neben dem Rathaus steht. Neben dem Ärztlichen Bereitschaftsdienst findet sich der Äskulap-Stamm. Zudem entsteht das Bild „Vom Winde verweht“ (auf dem oberen Foto das Kunstwerk rechts). Zu sehen ist Gourski während eines Aufenthalts in den Vereinigten Staaten. Dort lebten seine Ex-Frau und die gemeinsamen Kinder, die er gern noch mal sehen wollte, wie Schäfer erzählt. Ihn selbst hat Gourski porträtiert, wie er den Ukrainer mittels eines Stricks führt. „Vielleicht hat er auch gemeint, ich gängele ihn“, überlegt der ehemalige Richter. Doch Gourski habe immer gewusst, dass er bei ihm Schutz findet. Am linken Bildrand dagegen befindet sich das Monster aus seiner Heimat, dass ihn bedroht.

Valeri Gourski verfasste zudem ein Gedicht über Dietzenbach, wie Horst Schäfer weiter berichtet. Darin beschreibt er, wie er sich in die Stadt verliebt hat. Später jedoch zieht er nach Wiesbaden. 2006 fährt Gourski noch einmal in die Ukraine, um seine todkranke Mutter zu besuchen. Auf der Rückfahrt stirbt er in Polen bei einem Autounfall.

Hinterlassen hat der Ukrainer 300 Werke, die Horst Schäfer alle aufbewahrt. „Valeri ist ein malender Vulkan gewesen“, beschreibt er seinen Freund. Dabei sei seine Bildsprache unheimlich vielfältig gewesen. Seine Werke will Schäfer an die Stadt Barsinghausen in Niedersachsen geben. Die Gemeinde pflegt eine Partnerschaft mit Valeri Gourskis Geburtsort Kowel. Noch ist indes nicht geklärt, ob sein künstlerisches Erbe eine neue Heimat findet. (Von Anna Scholze)

Hier geht es zum vollständigen Artikel:

https://www.op-online.de/region/dietzenbach/ukraine-schwerpunkt-wie-kuenstler-valeri-gourski-unter-sowjet-system-litt-92850998.html

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